Üben

Jeder, der auf einem Instrument, in einer Sprache oder einer Sportart Fortschritte machen oder auch nur sein Level halten möchte, muss üben. In der besten aller Welten hätten wir alle jeden Tag ein bis zwei Stunden Zeit und Ruhe, um uns ohne Stress oder schlechtem Gewissen der Musik zu widmen. Doch nicht einmal bei Grundschulkindern ist an so etwas zu denken – bei Berufstätigen erst recht nicht. Also müssen wir alle das beste aus der (wenigen) Zeit machen, die uns zum Üben und Spielen bleibt. Das bedeutet vor allem, daß wir über die Woche verteilt mehrere Übephasen einplanen sollten, wobei die Übedauer letztlich nicht so wichtig ist wie die Regelmäßigkeit. Was täglich fünfzehn Minuten geübt wird, wird besser gelernt als das, was in einer einzigen zweistündigen Mammutsession eingepaukt wird. Das gilt für alle Altersstufen. Ansonsten ist bei Kindern das Üben oft eine Familienaktivität: Auf Grund der in der Regel kaum entwickelten Fähigkeit zur Eigenmotivation, üben die wenigsten Kinder ohne Anweisung oder Anwesenheit der Eltern. Das unterschätzen viele Eltern und überfordern ihre Kinder unbewusst, indem sie die Verantwortung für regelmäßiges Üben ganz auf sie abwälzen – “Du hast heute schon wieder nicht geübt! Wozu bezahle ich dir eigentlich den Unterricht?”. Kinder haben noch keine Vorstellung davon, was es heißt, ein Instrument zu lernen; sie wollen vor allem ein Instrument spielen. Daß das Üben dazu gehört, muss ebenfalls erst einmal gelernt werden.
Anfänger sollten jedoch auch aufpassen, daß sie sich und ihren Fingern nicht gleich zu viel zumuten! Besonders das Greifen von Akkorden stellt anfangs gewaltige Anforderungen an die Greifhand, und wer hier gegen die Schmerz-Signale seines Körpers übt, riskiert Schäden an Gelenken und Muskulatur! Schneller voran geht es trotzdem nicht, was das Frustlevel natürlich erhöht. Geduld und Beharrlichkeit bringen uns schneller und ohne bleibende Schäden ans Ziel.