Alter

Meiner Ansicht nach ist niemand “zu alt”, um mit dem Gitarre spielen anzufangen. Nach meinen Erfahrungen mögen Kinder und Jugendliche zwar eine höhere Lernbereitschaft mitbringen und sie haben oft weniger Probleme etwa mit dem Bewegungsapparat der Hände. Das bedeutet aber nicht unbedingt, daß sie “schneller” oder “besser” lernen, da bei Erwachsenen oft eine viel höhere Eigenmotivation vorhanden ist, sowie ein deutlich besser ausgebildetes musikalisches Vorwissen. Anders formuliert: Kinder lassen sich leichter zum Lernen anleiten, aber bilden musikalische Vorlieben und Eigenmotivation zum Üben erst in späteren Jahren aus; Erwachsene wissen, was sie auf dem Instrument erreichen wollen und gehen oft deutlich pragmatischer und motivierter an den Lernprozess.

Der Nachteil, mit dem Erwachsene meist mehr zu kämpfen haben als mit steifen Fingern, ist die große Kluft zwischen musikalischem Anspruch und tatsächlichem Können. Ein Kind von acht Jahren, das nach einem Jahr Unterricht begeistert die Melodie von “Der Mond ist aufgegangen” spielt, geht viel unkritischer an das eigene Können heran als ein Erwachsener, der bereits ein breites Spektrum an Musik kennengelernt hat und weiß, “wie es klingen soll”. Das verleidet vielen Erwachsenen das Üben und Spielen ganz unnötigerweise, denn es ist schwer, gegen den inneren Kritiker anzugehen. Egal in welchem Alter: Zu Beginn klingt fast jedes neue Lied und jeder neue Akkord (insbesondere die Barré-Akkorde sind für jeden eine echte Herausforderung) erst einmal stockend, scheppernd und bisweilen auch gar nicht nach “Musik”. Wenn wir jedoch dran bleiben und beharrlich weiter üben, wird daraus Stück für Stück Musik.